Familienleben

Das Wichtigste zuerst: Wenn Sie diese Zeit in einer Gemeinschaft mit anderen verbringen, ist das erste Ziel nicht, dass Sie persönlich diese Zeit gut überstehen, sondern dass die Gemeinschaft gut durch die Krise kommt.

„Nur dasjenige Team gewinnt, dessen schwächstes Mitglied gut durch die Krise kommt“.

Was hilft dabei?

  1. Versuchen Sie, eine Balance zu finden, zwischen Ihren eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der anderen in Ihrer Gemeinschaft.
  2. Versuchen Sie, eine Balance zu finden zwischen Ihren eigenen Grenzen und den Grenzen der anderen.
  3. Versuchen Sie, eine Balance zu finden zwischen der Zeit, die Sie mit anderen verbringen, und Zeit, die Sie für sich alleine haben.
  4. Versuchen Sie eine Balance zu finden zwischen Nehmen und Geben.
  5. Versuchen Sie eine Balance zu finden zwischen Unabhängigkeit und Verbundenheit
  6. Versuchen Sie eine Balance zu finden zwischen Ändern der Dinge und Akzeptieren, dass die Dinge so sind, wie sie sind.

Wenn man ausschließlich auf die eigenen Bedürfnisse achtet, läuft man Gefahr, andere zu verletzen. Das schlägt langfristig auf einen selbst zurück.

Wenn man ausschließlich auf die Bedürfnisse der anderen achtet, verlieren Sie sich selbst. Das macht einen langfristig für die anderen uninteressant.

Balance zwischen eigenen Bedürfnissen und denen anderer zu finden bedeutet nicht, dass Sie immer harmonieren müssen. Es geht vielmehr darum, Ausgleiche zu schaffen: Wenn Sie einen Abend mit Ihrem Lieblingsprogramm am Fernseher verbracht haben, sollte Ihre Partnerin oder Ihr Partner den nächsten Abend gestalten. Wenn Sie an einem Abend den Speiseplan bestimmten, sollten am nächsten Abend die Kinder an der Reihe sein.

Bleiben Sie neugierig:

Gehen Sie lieber davon aus, dass Ihre Mitmenschen andere Bedürfnisse haben, als Sie selbst.

Gehen Sie lieber davon aus, dass Ihre Mitmenschen einen anderen Zeitrhythmus haben als Sie selbst.

Gehen Sie davon aus, dass Sie Ihre Mitmenschen nicht immer verstehen.

Um die Zeit der Isolation mit Kindern stressfrei zu überstehen, gibt es einige hilfreiche Tipps, die das Familienleben erleichtern können (Jacobi et al., 2020):

  • Erarbeiten Sie gemeinsame Regeln.
  • Halten Sie die gewohnte Tagesstruktur ein.
  • Planen Sie klare Lern- und Freizeiten. Bieten Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, sich auch mental zu betätigen, z.B. durch Lesen, Schreiben oder Knobelaufgaben.
  • Definieren Sie klar abgegrenzte Stunden, in denen sich jede/r alleine beschäftigt.
  • Machen Sie gemeinsame Aktivitäten.
  • Ermöglichen Sie Rückzugsmöglichkeiten, um Konflikte zu verhindern bzw. zu reduzieren.
  • Sprechen Sie Ärger an, noch bevor die Situation eskaliert. Kurzfristige Konflikte wird es bei jedem immer wieder mal geben – wichtig ist, dass diese gelöst werden.
  • Machen Sie einen täglichen Familien-Mini-Krisenstab oder -Konferenz: Wie geht es allen Beteiligten, wer braucht was, welche Ideen und Wünsche haben die Einzelnen?
  • Seien Sie nachsichtiger als sonst, sich selbst und den anderen gegenüber! Die derzeitige ungeplante soziale Isolierung mit „Zwangsferien“, die im Grunde gar keine Ferien sind, weil man nicht alles tun kann, was man im Urlaub gerne tut, ist durchaus eine Herausforderung für alle Familien und Freundeskreise.
  • Auch wenn es keinen adäquaten Ersatz für den Spielplatz oder das Spielen im Freien gibt: Ermöglichen Sie Ihrem Kind körperliche Betätigung im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten.
  • Eine gesunde Ernährung ist immer wichtig, gerade jetzt.
  • Begrenzen Sie mit dem Kind gemeinsam die „Screen-Zeiten“ für Fernsehen, Mobiltelefon oder Computer.
  • Erklären Sie Ihrem Kind in altersgerechten Worten die aktuelle Situation. Wenn Ihr Kind Fragen stellt, beantworten Sie diese ehrlich. Sagen Sie offen, wenn Sie etwas selbst nicht wissen. Sie können dann gemeinsam überlegen, wer Ihnen die gewünschte Antwort geben kann. Die Internetseiten von Porta Familia und des Bundesfamilienministeriums bieten zudem viele Ideen zur Gestaltung des Familienalltags.
  • Es gibt auch kindgerechte Erklärungsfilme zum Thema Corona, damit auch Ihre Kinder verstehen, was Corona ist, warum die einschränkenden Maßnahmen wichtig sind.

Kinder haben ein anderes Zeiterleben als Erwachsene. Malen Sie z.B. einen Kalender und streichen Sie – ähnlich einem Adventskalender – jeden Tag der Quarantäne ab, sodass die Zeitspanne für Ihr Kind greifbarer wird.

Akzeptieren Sie, wenn Ihr Kind anhänglicher ist als sonst und kommen Sie diesem Bedürfnis Ihres Kindes nach. Es braucht gerade jetzt Sicherheit und Geborgenheit.

Verzichten Sie darauf, gerade jetzt große Erziehungsmaßnahmen zu setzen und sehen Sie möglichst von Strafen ab. Versuchen Sie ihr Kind durch Lob positiv zu verstärken und zu erwünschtem Verhalten zu motivieren.

Wenn sie mit pubertierenden Kindern zusammenleben (müssen), machen Sie sich klar, dass das für Ihre Kinder wahrscheinlich unangenehmer ist als für Sie selbst: Für die meisten Pubertierenden sind die Gleichaltrigen, also die Clique wesentlich wichtiger als die Eltern. Und eine Trennung von den Gleichaltrigen wird als ein Einschnitt in grundlegende Bedürfnisse erlebt. Versuchen Sie, dies als eine sehr schwierige, gemeinsam zu lösende Aufgabe anzusprechen. Und: lernen Sie zu lieben, obwohl Sie nicht zurückgeliebt werden.

Legen Sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Eltern müssen auch mal lernen einzustecken – wie gute Boxer.

Bei Teenagern wird das Eisen geschmiedet, wenn es kalt ist. Verzichten Sie darauf, „grundsätzliche Dinge“ zu klären, wenn Ihr Teenager gerade in Wallung geraten ist. Versuchen Sie lieber, die Situation im Augenblick zu beruhigen, und Grundsatzdebatten auf später zu verschieben.

Schlüpfen Sie in die Schuhe der anderen: Versuchen Sie ganz bewusst, ab und an die Sichtweise der Anderen einzunehmen (wenn ich meine Tochter wäre, wie würde ich diese Situation erleben?)

Akzeptanz von Diskrepanz: Üben Sie sich darin, die Meinung anderer zu akzeptieren, ohne Ihre eigene Meinung dabei aufgeben zu müssen („Ich verstehe, du siehst die Dinge so, ich sehe sie ganz anders. Interessant, das ist jetzt mal gerade so.“)

Es gibt immer mehrere Perspektiven, die Dinge zu sehen:

  • Ersetzen Sie “entweder- oder“ durch „sowohl als auch“
  • Ersetzen Sie „immer machst du“, oder „nie machst du“ durch „manchmal machst du“

Behandeln Sie andere genauso wie sei behandelt werden möchten: „Wenn ich jetzt von mir so angepflaumt werden würde, wie würde ich mich fühlen?“

Üben Sie radikale Akzeptanz. Es gibt Dinge, auch bei anderen Menschen, die können wir nicht ändern. Und manchmal leiden wir darunter. Auch das kann man akzeptieren. „Meine Tochter ist aus mir unerfindlichen Gründen immer mal wieder übel gelaunt. Das tut mir weh, und macht mich hilflos. Das ist jetzt gerade mal so.“

Auch wenn`s schwer fällt: Bewahren Sie sich eine positive Grundhaltung: Dies kann sich auch auf Ihr Kind übertragen und vermittelt Zuversicht und Sicherheit.

Die AOK bietet Grundschülern ein Bewegungsprogramm für zu Hause an. Das „Henrietta-Training“ vereint abwechslungsreiche und einfache Sportübungen zur Stärkung von Ausdauer, Kraft und Koordination:
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Diese Informationen können Sie hier auch als pdf-Datei downloaden: